libanesische Literatur.

libanesische Literatur.
libanesische Literatur.
 
Seit mehreren Jahrhunderten ist der Libanon der abendländischen Kultur, besonders der französischen, geöffnet. Schon französische Kreuzfahrer waren mit dem Libanon in Berührung gekommen, und bereits 1535 einigte sich Franz I. mit den Osmanen über die Einrichtung von Handelsniederlassungen und Missionsschulen. Vom 19. Jahrhundert an wurden Texte in französischer Sprache veröffentlicht. In den Jahren 1920-44 nutzte Frankreich die besondere politische Stellung als Schutzmacht auch dazu, seine Sprache und Kultur im Libanon zu verbreiten und zu festigen. Rd. 60 % der gebildeten Libanesen sprechen Französisch, auch wenn die Amtssprache Arabisch ist. Entsprechend bedient sich eine zunehmende Zahl von Autoren und Autorinnen des Französischen als literarisches Ausdrucksmittel.
 
Die französischsprachige libanesische Literatur wird in vier Entwicklungsstadien eingeteilt: Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1920 reicht die erste Phase einer Kampfliteratur gegen die Osmanen, von 1920 bis 1944 die zweite Phase, in der die Autoren in klassizistischen Formen libanesischer Identität v. a. in der phönikischen Vergangenheit suchten - als »Manifest« dieser Literatur gilt »La montagne inspirée« (1934) von Charles Corm (* 1894, ✝ 1963) -, von 1945 bis 1975 die dritte Phase, in der die libanesische Literatur den Anschluss an die französische Literaturszene fand (Symbolismus, Surrealismus) und diese wiederum inspirierte. Die vierte Phase setzte 1975 ein und ist, politisch teilweise stark engagiert, von den Erfahrungen des Krieges, der Zerstörungen und des Leidens gekennzeichnet. Ab 1910 vermittelte das Drama »Antar« von Checri Ganem (* 1861, ✝ 1929) dem Französisch sprechenden Publikum eine mit nationalen Legenden durchwobene libanesische Literatur; 1920 gründete Corm die Zeitschrift »La Revue Phénicienne« und gab 1934 die Sammlung »Auteurs libanais de langue française« heraus. Die französische Poesie erlebte durch Jacques Tabet (* 1885, ✝ 1956), Élie Tyane (* 1887, ✝ 1957), Hector Klat (* 1888, ✝ 1977) und Michel Chiha (* 1891, ✝ 1954) eine neue Ausprägung ihrer traditionellen Formen. - Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte G. Schehadé durch seine Dramen internationales Ansehen; in seiner Lyrik verbindet er arabisches und französisches Erbe. Andere bedeutende Lyriker sind Fouad Abi-Zeid (* 1915, ✝ 1958) und Camille Aboussouan (* 1920). Den Roman vertreten Fardj Allah Haïk (* 1909) mit der Trilogie »Les enfants de la terre« (1948-51) und Andrée Chédid u. a. mit »Le sommeil délivré« (1953). V. a. lyrische Texte von Fouad Gabriel Naffah (* 1925, ✝ 1983), Salah Stétié (* 1929), Cénus Gebeyli (* 1935), Nadja Tueni (* 1935, ✝ 1983), Vénus Khoury-Ghata (* 1937), E. Maakaroon (* 1946), M. Haddad Achkar (* 1947) und Nohad Salameh (* 1947) prägen das Bild der libanesischen Literatur der 70er- und 80er-Jahre, wohl weil sich in ihnen die Zeitstimmungen von Trauer, Zorn, Melancholie, Resignation und Sehnsucht am unmittelbarsten ausdrücken lassen. Auch erzählende Texte u. a. von A. Chédid (»Cérémonial de la violence«, 1976) entwerfen Bilder einer bedrohten Gegenwart.
 
Herausragende Persönlichkeiten der libanesischen Literatur in arabischer Sprache waren u. a. Butrus al-Bustani, Suleiman al-Bustani, der die erste Übersetzung der »Ilias« in arabischen Versen und in seiner monumentalen »Einleitung« dazu die erste literaturkritische Untersuchung in der modernen arabischen Literatur geliefert hatte, Nasif und Ibrahim al-Jasidji, die maßgeblich an der Übersetzung der Bibel ins Arabische beteiligt waren; die beiden Letzteren gehören zu den wichtigsten Anregern einer modernen arabischen Literatur. Westlicher Rationalismus verband Michail Nuaima mit symbolistischen, aus einer inneren Vision des Orients erwachsenen Zügen. Der in arabischer und englischer Sprache schreibende Djubran wurde zum Begründer der bekanntesten symbolistischen Schule der modernen arabischen Literatur. Auch der Bürgerkrieg (Libanon, Geschichte) hat deutliche Spuren in der libanesischen Literatur arabischer Sprache hinterlassen.
 
 
S. Abou: Le bilinguisme arabe-français au Liban (Paris 1962);
 G. Labaki: Bibliographie de la littérature libanaise d'expression française (ebd. 1983);
 R. G. Khoury: La tradition culturelle au Liban: le plus sûr garant de la survie du pays, in: Mélanges en hommage au professeur et au penseur libanais Farid Jabre (Beirut 1989).

Universal-Lexikon. 2012.

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